Ein Nistkasten auf dem Campus

Warten auf den Wanderfalken

Vor einigen Jahren brütete ein Wanderfalke in der Nähe des Mies van der Rohe Business Park, auf dem Kirchturm der Pfarrkirche St. Anna in Krefeld. Doch später hat der Greifvogel seinen Nistplatz weiter in Richtung Stadtzentrum verlegt. Ein Nistkasten auf dem Gelände soll diesen oder andere Wanderfalken wieder ansässig werden lassen.

Foto: Biologische Station im Kreis Wesel e.V., Regio-Team-Krefeld

Den scheuen Vogel ansiedeln

Der Wanderfalke liebt es, hoch zu wohnen. Türme und Bauwerke mit 100 Meter Höhe und mehr bieten ihm nicht nur eine schöne Aussicht, sondern auch gute Brutplätze und Schutz vor Feinden. Falco peregrinus, wie der Wanderfalke zoologisch genannt wird, hat seine Chancen genutzt. Die Vögel standen lange auf der Roten Liste gefährdeter Arten, ihr Bestand hat sich heute nach den Schutzmaßnahmen erholt. An zahlreichen Stellen in Nordrhein-Westfalen kann man das typische Flugbild, die sichelförmige Silhouette, wieder beobachten.

Neuer Brutplatz

Der Plan entstand, den Wanderfalken auch wieder auf dem Campus, in der Nähe seines alten Brutplatzes, anzusiedeln. Die hohen Gebäude und Schornsteine im Mies van der Rohe Business Park bieten beste Voraussetzungen dafür. In Zusammenarbeit mit dem NABU und dem Regio-Team-Krefeld der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. wurde ein Nistkasten angebracht. Montiert ist der Kasten auf dem hinteren Aufzugsschacht des HE-Gebäudes. Im Frühjahr brütet das Falkenpaar - die Vögel pflegen eine lebenslange Partnerschaft. Das ganze Jahr über schauen sich die schnellen Jäger nach geeigneten Brutplätzen um. So besteht die berechtigte Hoffnung, dass die Falken den Brutplatz im Mies van der Rohe Business Park entdecken und für die Aufzucht ihres Nachwuchses nutzen.

Auf die Lage kommt es an

Ursprünglich sollte der Brutkasten noch deutlich höher an einem der beiden Schornsteine auf dem Areal angebracht werden. Der Nistplatz auf dem Aufzugsschacht ist laut den NABU-Experten geeigneter. Der Kasten steht dort hoch genug, kann aber besser regelmäßig inspiziert werden, außerdem können Jungvögel dort leichter direkt am Nest beringt werden. Doch das Wichtigste ist: Für die kleinen Flatterer sind die ersten Flugversuche von dort nicht so gefährlich.

Foto: Jochen Schages, Biologische Station im Kreis Wesel e.V., Regio-Team-Krefeld

Der schwarze Brutkasten befindet sich auf dem hinteren Aufzugsschacht des HE-Gebäudes.

Gejagter Jäger

Der Versuch, dem Wanderfalken im Mies van der Rohe Campus ein 'attraktives Zuhause' zu bieten, fördert nicht nur den Bestand der geschützten Vogelart. Darüber hinaus fungiert der schnelle Jäger auf dem Gelände auch als natürlicher Schutz gegen zu viele Tauben.

1970 drohte das Aussterben

Der Wanderfalke jagt mit Vorliebe Tauben, und genau das ist einer der Gründe, weshalb seine Art kurz vor dem Aussterben stand. Bis in die 1960er-Jahre verzeichneten Vogelschützer einen dramatischen Rückgang des Bestands, der auf Schadstoffbelastungen durch Pestizide, Bejagung und illegale Verfolgung speziell durch Taubenhalter zurückgeführt werden kann. In Nordrhein-Westfalen war der Wanderfalke im Jahr 1970 als Brutvogel ausgestorben. Durch Rückbesiedlungen aus Süddeutschland, einzelne Auswilderungsprojekte und gezielte Schutzmaßnahmen stieg die Brutpaarzahl seit 1986 wieder deutlich an. 

"Geparden der Lüfte"

Dass der Vogel sich in dem für ihn angebrachten Brutkasten auch ansiedelt, kann eventuel mehrere Jahre dauern. Denn der Wanderfalke ist ein eher scheuer Geselle geworden durch die jahrelange Verfolgung durch den Menschen. Dabei ist er ein wahrer Flugkünstler, der in der Natur wenig Feinde hat. Man könnte ihn als "Geparden der Lüfte" bezeichnen: Im Sturzflug erreicht er eine Geschwindigkeit von über 180 km/h! Er kreist meist in großer Höhe und wartet auf Vögel, die unter ihm fliegen. Hat er sein Opfer gesichtet, legt er die Flügel eng an, geht in den Sturzflug über, erschlägt die Beute durch den Aufprall und greift sie weiter unten im Flug mit den Füßen auf. Außerhalb der der Brutzeit jagen die Wanderfalken oft als Paar und teilen sich die Arbeit. Der eine jagt, der andere fängt die Beute auf. Wenn die Vögel nicht brüten, leben sie bevorzugt über offenem Gelände und an Gewässern mit reichem Vogellebe. Heute ist der Wanderfalke der am weitesten verbreitete Vogel der Welt.

Foto: R. Ziesemann, NABU Krefeld-Viersen
Foto: R. Ziesemann, NABU Krefeld-Viersen

Ein Wanderfalkenpaar rastet vor seinem Brutplatz hoch oben in einem Gebäude. Die stattlichen Vögel haben kaum natürliche Feinde.

Kontakt